Veröffentlicht am 19. Dezember 2017
Panoramafreiheit und Urheberrecht sind nur zwei Aspekte die im Zusammenhang mit einem Foto stehen. Dabei kann das Urheberrecht mehr umfassen als die eigentliche Aufnahme an sich. Wann unter Umständen ein aktiv vom Fotografen gestaltetes Motiv auch gegen Nachahmung geschützt ist, erklärt Dir unser heutiger Gast Lars Rieck, Fachanwalt für Medienrecht. Und was passieren kann, wenn eine “Inspiration” zu ähnlich ausfällt.
Shownotes (Links, Bilder und Anmerkungen) zu „Motivschutz“
Unter gewissen Umständen gibt es einen urheberrechtlich begründeten Anspruch auf „Ideenschutz“. Es könnte sich bei Nachahmungen dann um eine so genannte unfreie Bearbeitung handeln. Bei der Bewertung ob eine solche unfreie Bearbeitung vorliegt, kommt es vor allem auf die konkrete Inszenierung/das Arrangement und die herausragenden Merkmale des Lichtbildwerks an.
Einige Beispiele:
Klammerpose
Rote Couch
TV-Man
Als Geschädigter hat man Anspruch auf:
- Unterlassung / Rückruf
- Auskunft über Art und Umfang der Nutzung
- Schadensersatz
- Erstattung der Kosten für aufgewendete Rechtsmittel (z.B. anwaltliche Beratung)
Aber es gibt auch andere Aspekte zu berücksichtigen:
- Doppelschöpfung
- Persönlichkeitsrechte Dritter
- Panoramafreiheit
- Wettbewerbsrecht
Unser fachkundiger Gast in dieser Folge: Rechtsanwalt Lars Rieck
Stein des Anstoßes: Die inszenierte Leuchtspur auf Mallorca
Für dieses Foto hat Frank sich inspirieren lassen. Und er hat die Nachstellung mit den ursprünglichen Urhebern abgesprochen. Das erste Foto dieses Arrangements wurde im Frühjahr 2011 aufgenommen, von Teilnehmer der Mallorca-Fotoreise aus Bremen.
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Mitwirkende:
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Ganz tolle Folge!! Danke vielmals! Sehr interessant!
Das freut uns! Vielen Dank für Dein Lob Bruno!
Superspannend, ich kenne so viele Fälle. Sowohl von Fotostalking (Architekturfotograf reist anderem Architekturfotograf hinterher und fotografiert exakt seine Fotos nach) bis zur Hommage: „Inspiriert von….“ habe ich selbst schon gemacht.
Für Euch noch zur Ergänzung, könntet Ihr embedden: http://meedia.de/2017/11/20/bereits-komponiertes-bild-wurde-kopiert-der-dreiste-motiv-klau-der-bvg-azubi-kampagne/
Weitermachen, Ihr seid super 🙂
Vielen Dank für Dein Lob und Deinen Link Sandra!
Tolle und informative Folge. Insbesondere auch der zweite Teil war interessant weil es zeigt, wie völlig daneben die Reaktionen in den sozialen Medien heute sind (jetzt mal völlig losgelöst vun der Frage, ob das Youtube Video gut oder verbesserungsfähig war).
Und ich hatte gehofft der erste Teil ist interessant 😉
Aber in jedem Fall auch an Dich besten Dank für Dein Statement!
Der 1. Teil war sowieso interessant (wo bei ich als Nicht-Gebietsansässiger das eher nur interessehalber verfolge).
Hab ichs doch gewusst 😉
Tolle Folge!!! Und Frank👍👍👍👍👍👍. Es tut mir leid, wenn einige Zeitgenossen so aus dem Ruder laufen.
Ich habe es ja überstanden 😉 Aber danke für Dein Mitgefühl!
Besonders interessant fand ich die These CC Lizenzen seien gefährlich, da der Lizenzgeber die Lizenz später widerrufen kann.
Worauf stützt diese These sich?
Die Bedingungen für CC schließen genau daß aus.
Moin Paul,
sorry, da habe ich mich leider sehr missverständlich ausgedrückt. Was mir im Kopf herumspukte, war die Möglichkeit, dass ein Urheber, der sein Werk unter CC-Lizenz freigegeben hat, möglicherweise später behaupten könnte, dies niemals getan zu haben. Der Nutzer der Lizenz müsste dann seine Lizenz beweisen, möglicherweise Jahre später.
OK, diese fiese Möglichkeit mag eher selten vorkommen, ist aber meines Erachtens nicht völlig lebensfremd, zumal ich nicht der einzige Kollege bin, der so etwas für möglich hält (https://drschwenke.de/creative-commons-einfach-erklaert-teil-4-vorteile-gefahren-weiterfuehrende-links/).
Außerdem erlebe ich es in der Bearbeitung von urheberrechtlichen Abmahnungen, dass es Urheber gibt, die in Frage stellen, dass überhaupt eine Lizenz erworben wurde, obwohl sie dies wegen ihrer Teilnahme an bestimmten Foto-Plattformen genau nachvollziehen können müssten. Dennoch wird dem von Ihnen abgemahnten Nutzer unterstellt, keinerlei Lizenz erworben zu haben. Er solle dies vielmehr, unter Umständen viele Jahre später, ausführlich schriftlich beweisen. Ob hier vom Abmahner darauf spekuliert wird, dass das dann nicht mehr jeder kann, weil er nicht entsprechend vorgesorgt hat, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Mein Hinweis soll in erster Linie Nutzer sensibilisieren, den Erwerb der Lizenzen ordentlich zu dokumentieren, damit es später keine Probleme beim Nachweis gibt.
Mal wieder eine sehr informative Folge! Vielen Dank dafür an euch.
Danke für die tolle Folge! (jaja, ich hänge hinterher)
Ich würde aber gern nochmal auf das Thema Schöpfungshöhe zu sprechen kommen. Wenn da Personen zu sehen sind, die dann auch noch die gleiche Kleidung tragen und gleich posen, sind das sehr sehr viele Ähnlichkeiten. Nicht gut.
Aber nur die Kombination Aufnahmepunkt + Objekt finde ich viel zu niedrig. Also der London-Bus, der da alle 2-5min zur Waterloo-Station fährt ist eben kein singuläres Ereignis, das passiert da ständig. Auch abends in der blauen Stunde. Und es ist doch die Kombination von typischen Wahrzeichen, die damit eindeutig auf London schließen lassen. So etwas suche ich auch gezielt, um mind. 1 Foto zu machen, was ohne Beschriftung eindeutig einer Stadt zuordnenbar ist – zb als Titelbild für ein Fotobuch.
Bei Colorkey ist es prinzipiell die 3. Stufe einer weiteren Bearbeitung, aber so häufig wie der Effekt nun auch durch Instragram hoch und runter genudelt wurde (nicht nur London), ist das nun auch nichts mehr, auf was man sich berufen könnte. Das ist vielleicht jetzt schade für die Person, die das wirklich mal erfunden hat (bestimmt nicht die Person, die jetzt klagt, so ein Bild gibts garantiert schon zu Anfangszeiten der Farbfotografie in den 40ern 50ern irgendwo).
Da müßten noch mehr Gleichheiten kommen, nicht nur die 3.
Kann der „Erfinder“ von Hyperlapse hinterher auch alle anderen Timelapser abmahnen? Moralisch vielleicht…
Und auch bei Strichspuren finde ich das nicht besonders (ich mache sowas auch gern, weil ich gern im Dunklen fotografiere, das passiert schon zwangsweise automatisch in der Dämmerung durch die längere Belichtungszeit. Und daß Autos auf einer Straße fahren ist nun auch wieder nichts seltenes. Der Effekt jetzt zum Extremen weitergeführt ist nun mal automatisch „was wäre denn jetzt, wenn die Strichspur von Anfang bis Ende der Straße ist“, Das kann nun durch Glück bzw rechtzeitiges Auslösen, noch mehr Graufilter oder halt Inszenierung entstehen.
Natürlich, Ei des Kolumbus, drauf kommen muß man auch da erstmal – aber wenn es nur so wenig Faktoren sind, würde ich nicht den Mut haben, ein Alleinstellungsmerkmal zu sehen, da ist die statistische Chance einer Doppelschöpfung einfach viel zu hoch.
Ich schreib mal noch was.
Es gibt viele Dinge, die nun schon exzessiv fotografiert worden sind, von denen jetzt nicht mal mehr klar ist, wer sie „erfunden“ hat – und auch dann kann man nur zu den ersten Veröffentlichung finden… Weitere Beispiele?
– Dinge, die ins Wasser fallen
– H0-Männchen oder Gummibärchen
– Milchstraße mit Person mit Taschenlampe
– Alles in eine Richtung, nur eine (Person) guckt/läuft woanders hin.
– Dinge mit Gesichtern
Das würde ich alles schon in die Kategorie (Internet-)“Meme“ verbuchen.
Und in dieselbe Kategorie fallen halt auch Spiegelungen, ColorKey und Autostrichspuren. Das ist schon Tausend Mal gemacht worden, nur nicht von jedem und an jedem Ort. (frei nach dem bekannten Zitat)
Es können unweigerlich tolle Sachen bei herauskommen, man arbeitet an Ort und Stelle auch ganz schön dafür, es möglichst perfekt zu bekommen – alles richtig. Nur Kreation würde ich es einfach nicht mehr nennen, sondern Kombination.
Wenn man ein Bild mit 2 Sätzen beschreiben kann (und das waren jetzt viele Bilder in dieser Folge), sind es eben 2 Sätze und meiner Meinung einfach zu trivial. Bei einem Buch mit 2 Sätzen würde ich den Autor auch nicht loben wollen. 😉
Auch kann ich, wenn ich meine Bilder zeige, ein Lob selten akzeptieren, eben weil ich mein „Werk“ nicht als außerordentliche Leistung betrachte, ich bin da eher „Tiefstapler“, der die eigene Leistung nicht besonders und ständig hoch hängt, eben weil ich sie selbst auch nicht sooo hoch einschätze.