fotophonie 012 - Trau schau wem

Veröffentlicht am 12. August 2016

Digitalkameras brauchen Strom. Und die spiegellosen nicht gerade wenig. Der kommt normalerweise aus Akkus. Die Original Akkus vom Hersteller der Kamera sind im Handel oft deutlich teurer als die scheinbar baugleichen Akkus von einem Dritthersteller. Deshalb haben wir heute mal überprüft was man von einem original Olympus BLN-1 Akku und von Akkus von einem Dritthersteller, in diesem Fall mit der Handelsbezeichnung DOT.Foto, erwarten kann.

Shownotes (Links, Bilder und Anmerkungen) zu „Trau schau wem“

Zum Vergleich angetreten sind 4 zum BLN-1kompatible Akkus von einem Dritthersteller und 4 originale BLN-1 von Olympus*, sowie 2 BLS-1 von Olympus*.

Kameraakkus bestehen aus:

  • Zellen (Energiespeicher)
  • Elektronischer Schaltung mit Kontakten nach aussen
  • Dem Gehäuse

Von aussen sieht man nur das Gehäuse und die Beschriftung. Und die elektrischen Kontakte. BLN-1 Akkus haben 5 Kontakte:

  • (+) und (-) für den Strom
  • (T), mit variablem Widerstand für Tempearturkontrolle (NTC)
  • (S) und (I) für Informationen

BLS-1 Akkus haben 3 Kontakte:

  • (+) und (-) für den Strom
  • (T), mit variablem Widerstand für Tempearturkontrolle (NTC)
  • Zwischen (+) und (-) kann, bei voll geladenen BLN-1, eine Leerlaufspannung von 8,4 Volt gemessen werden
  • Bei den DOT.FOTO BLN-1 Clones sind es nur 7,6 Volt
  • Bei meinen BLS-1 (für die PEN 2), kann ich 8,3 Volt Leerlaufspannung messen

Wichtig bei Akkus:

  • Kapazität (Akku soll möglichst viel Energie für möglichst viele Bilder liefern) (BLN-1 = 1220 mAh)
  • Spannung (nominell 7,6V), Leerlaufspannung ca. 8,4 Volt. Damit haben original BLN-1 Akkus 9,3 Wh an Energie anzubieten.
  • Passform (Ärgerlich, wenn der Akku nicht mehr aus der Kamera raus geht!)
  • Schutzschaltung gegen Tiefentladen + Überladen. Die Schutzschaltung ist seit einigen Jahren Pflicht und verursacht Kosten bei der Herstellung.

Im Gehäuse kann eine effektive Schutzschaltung eingebaut sein, oder eine Schummelschaltung (ein einfacher Widerstand), damit das Ladegerät den Akku überhaupt lädt. Ohne das Gehäuse zu öffnen kann man erstmal nicht feststellen was drin ist. Aber folgendes kann man als Kunde prüfen:

  • Zwischen den Kontakten (T) und Masse (-) sollte sich ein Widerstand messen lassen.
  • Bei ca. 20 bis 23 °C sollte der um die 10 kOhm liegen. (Zumindest bei den Olympus BLM-1 und BLS-1 Akkus)
  • Sobald sich der Akku erwärmt bzw. er von aussen erwärmt wird, sollte der Widerstand sinken.
  • Wird die Temperatur niedriger sollte der Widerstand ansteigen
  • Bei Raumtemperatur (zwischen ca 20°C und 23°C) haben die Olympus-Akkus einen Widerstand von ca. 10 kOhm.
  • Erwärmt auf ca. 35°C sinkt der Widerstand auf ca. 7,5 kOhm
  • Tiefgekühlt (ca. -15 bis -18° C) steigt der Widerstand auf über 20 kOhm
  • Bei den DOT.FOTO Akkus bleibt der Widerstand konstant bei 9,9 kOhm.

Es geht auch einfacher

  • Dazu reicht ein einfaches Spannungsmessgerät
  • Messen der Spannung zwischen den Kontakten (S) und (I)
  • Es sollten 6 Volt oder mehr gemessen werden. Ist keine Spannung zu messen, dann liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine effektive Schutzschaltung im Akku vor. Bei den DOT.FOTO Akkus ist das zum Beispiel so. Da kann ich nur 0,0 Volt messen.

Das Gute an dieser einfacheren Messmethode:

  • Es sind keine Messfehler möglich, wie z.B. einer Verpolung beim Diodentester
  • Kann jeder machen, mit einem einfachen Spannungmesser
  • Geht schneller
  • Akkus müssen nicht erwärmt oder abgekühlt werden
  • Zumindest die DOT-Foto Akkus und die Olympus BLN-1* unterscheiden sich bei dieser Messmethode ganz klar.

Konsequenzen aus der heutigen Überprüfung:

  • Ich kaufe keine DOT.Foto Akkus mehr, und auch keine PATONA!
  • Falls überhaupt nochmal Akkus von Drittherstellern ins Haus kommen, dann messe ich als erstes, ob eine Spannung zwischen I und S anliegt, die größer als 6 V ist. Das sehe ich als erstes Indiz für eine aktive Sicherheitsschaltung an.
  • Falls nicht > Akku zurück zum Händler
  • Falls Ja > Prüfung mit Diodentester, ob zwischen T und (+) ein Wert größer 0 zu messen ist. (Tipp: 2 mal messen, mit jeweils vertauschter Polung der Messspitzen 😉 )
  • Kameras die vermutlich länger ungenutzt herumliegen werden nur noch mit den original Olympus Akkus bestückt. Wegen der Schutzschaltung vor Tiefentladung.
  • Die DOT.FOTO Akkus werden jetzt bevorzugt im täglichen Einsatz verwendet und somit vorzugsweise „runtergenudelt“.
  • Sollte die Kamera mit den DOT.FOTO Akkus länger nicht genutzt werden > Akkus raus
  • Dass keine Schäden beim Laden auftreten (z.B. Brandgefahr durch Überladung), da vertraue ich mal auf die Intelligenz im Ladegerät. HÄHNEL wird im ProCube* sicher soviel Intelligenz eingebaut haben, dass es sich nicht nur auf die Schutzschaltung der Akkus verlässt. Und auch den Ladegeräten von Olympus vertraue ich in diesem Punkt.

Weitere Informationen zu Akkus findest Du in der ausführlichen Folge 22 »Akkupflege (LSD für alle)« und in Folge 027, in der es hauptsächlich um die Firmware der E-M1, aber auch um Akkus ging.

[Update 20.08.2016]

Weiterer Tipp: Reinhard Wagner hat auf seinem Blog Pen and Tell inzwischen eine ganze Serie zu den Fremdakkus geschrieben. Darin wird haarklein erklärt und gezeigt was sie in sich haben, oder besser gesagt _nicht_. Wer danach noch Fremdakkus einsetzt …

Ich hol‘ jetzt jedenfalls mal lieber die original Olympus-Ladegeräte wieder hervor und tue meinen Kameraakkus was Gutes.

Mitwirkende:

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Dieter Bethke

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2 Kommentare

  1. Hi,
    hier mal auf die Schnelle, BITTE NIEEEE Li-Ionen Batterien öffnen!!!!!!
    Selbst bei kleine Zellen kann es zu explosionen, heraussprizen von Elektrolyten oder hoher Hitzentwicklung kommen. Das Zeug will man nicht auf die Haut, ins Gesicht oder in die Augen bekommen.
    Ein bisschen kenne ich mich mit den Zeug aus, ich leite ein Labor für Li-Ionen Zelltest.

    Aber ich gebe recht, kauft die Original-Batterien.

    Liebe Grüße

    Dieter

    1. Vielen Dank Namensvetter, für den Sicherheitshinweis!
      Kennst Du aus Deiner professionellen Sicht vielleicht noch einen einfachen Test, den man als normaler Kunde von Aussen durchführen kann, um herauszubekommen ob man einen Akku mit aktiver Schutzschaltung oder einen mit Schummelschaltung vor sich hat?

      Beste Grüße,
      Dieter

Kommentare sind geschlossen.