OM-1 und ihr Stromverbrauch bei GPS-Aufzeichnung

Historisches Straßenschild „Möllingstraße 28 ->26“ | Foto: Dieter Bethke – www.bethke.name

Wie findet man schnell ein bestimmtes Bild in seinem Archiv wieder?

In meinem Bildarchiv sind so gut wie alle seit Ende 2001 aufgenommenen Fotos mit den GPS-Koordinaten versehen, an denen ich jeweils auf den Auslöser drückte. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Organisation meines Archivs. Über die Ortsangaben finden sich Bilder schneller wieder, als zum Beispiel über Stichworte oder das Aufnahmedatum. Um dies möglich zu machen, verwende ich einige Mühe darauf so viele Aufnahmen wie möglich mit korrekten Positionsinformationen zu versehen. Am besten würde das aber die Kamera automatisch machen. Gleich beim Abspeichern der Aufnahme. Als die neue OM System OM-1* am 15.02.2022 durch OM Digital Solutions (OMDS) offiziell vorgestellt wurde, war ich also verständlicherweise etwas enttäuscht, dass schon wieder kein GPS-Modul in der neuen Kamera verbaut ist. Das soll also eine Wow-Kamera sein? Naaa ja. Bloß gut, dass der Rest recht gelungen ist. Und dass es mit der OM-1* doch noch einen verbesserten Weg gibt, die begehrten Koordinaten automatisch in die Bilddaten zu bekommen.

Bildposition auf Google-Karte vermerkt

Wie kommen GPS-Koordinaten in die Fotos?

Bisher gehe ich meist so vor: Auf einen Fototrip nehme ich einen so genannten GPS-Tracker mit. In meinem Fall handelt es sich dabei um einen fast schon antiken Wintec WBT-202. Das Gerät zeichnet permanent die per GPS ermittelte Position und aktuelle Uhrzeit in einem Logbuch auf. Genau gesagt passiert das einmal pro Sekunde. Im Laufe eines Ausflugs ergibt sich auf diese Weise eine mehr oder minder lange Liste aus Positionen und Zeitstempeln, die auf einem internen Speicher im Tracker abgelegt wird. Verbindet man die einzelnen Wegpunkte des Ausflugs, ergibt sich ein so genannter GPS-Track. Dieser GPS-Track liegt in einem besonderen Format des Trackers vor und kann leider nicht direkt von Lightroom eingelesen und auf die Bilder angewendet werden. So bald ich wieder an meinem Rechner bin, muss ich also zunächst den Datenspeicher des GPS-Trackers auslesen. Danach werden die Positionen und Zeitstempel vom herstellerspezifischen Format in ein allgemeinverständliches Format umgewandelt (nach GPX konvertiert).

Diese Datei im GPX-Format lese ich dann im Kartenmodul von Lightroom Classic (LrC) ein und lasse die Fotos vom Ausflug anhand ihres Aufnahmezeitstempels zu den Positionen mit gleichem Zeitstempel automatisch zuordnen. Ich benötige also ein zusätzliches Gerät, an das ich denken muss, das ich einschalten muss, das genug Strom und Speicherplatz haben muss und dessen Daten ich nach Rückkehr auch noch in manuellen Schritten importieren, konvertieren, in Lightroom einlesen und den Fotos zuweisen muss. Als hätte man als fotografierender Mensch nicht schon genug Dinge und Aufgaben, um die man sich kümmern müsste. Es wäre also wirklich eine Erleichterung, wenn die verwendete Kamera die GPS-Koordinaten einer Aufnahme gleich selbstständig in den Bilddateien abspeichern würde.

Wie läuft das mit der OM-1 und einem iPhone 13?

Heute war ich etwas mehr als 1 Stunde draußen unterwegs, mit der OM-1 und einem iPhone 13. Auf dem Telefon war die von OMDS kostenlos angebotene App „OM Image Share (OI.Share)“ aktiv. Diese App übermittelte im Hintergrundbetrieb ständig per Bluetooth die aktuelle GPS Position des Telefons an die Kamera (OM-1). In diesem Workflow übernimmt das Telefon also die Aufgabe, die bisher mein GPS-Tracker ausgeführt hat.

Die OM-1 nimmt die aktuellen Positionsdaten vom iPhone entgegen und schreibt diese direkt bei jeder Aufnahme in die Metadaten der Bilddateien. Das klappt hervorragend. Alle aufgenommenen Fotos sind mit validen und korrekten GPS-Daten versehen und haben sich einwandfrei in Adobe Lightroom Classic (LrC) importieren lassen. Diese Möglichkeit beschleunigt meinen Archiv-Workflow bei kleinen Ausflügen auf sehr angenehme Weise, da ich die Fotos nicht mehr manuell in Lightroom auf der Google-Karte positionieren oder den GPS-Track vom externen Tracker konvertieren, importieren und dann in LrC zuweisen muss.

GPS-Koordinate eines Fotos in den EXIF-Daten eingetragen – Ansicht in Lightroom Classic

Achtung Verwechselungsgefahr

Die App OM Image Share (OI.Share)“ ist neu im App Store und nicht identisch zur bisherigen „Olympus Image Share (OI.Share)“, obwohl sie laute Datenblatt vom selben Entwickler „OM Digital Solutions Corporation“ stammen. Die ältere „Olympus Image Share (mit blauem Logo und „OLYMPUS“ Schriftzug)“ habe ich von meinem Smartphone gelöscht und nutze ausschließlich die neue „OM Image Share“ (zu Erkennen am Verlauf von Türkis nach Blau im Hintergrund des Logos, ohne Beschriftung)“. Eine Parallelinstallation ist zwar organisatorisch möglich, führte aber zu unnötiger Verwirrung.

Kaum zusätzlicher Strombedarf

Und das Beste: Der zusätzliche Stromverbrauch bei der Aktion hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen. Sowohl am Kameraakku als auch am Phone konnte ich keine über den normalen Verbrauch hinausgehende Belastung bemerken. Und wenn das in einer Stunde nicht sonderlich ins Gewicht fällt, dann gehe ich davon aus, dass es auch bei einem halben Tag immer noch nicht sonderlich die Akkus leert. Die Vermutung liegt nahe, dass sowohl im iPhone als auch in der OM-1, zum Übertragen der GPS-Koordinaten aus dem Phone in die Kamera, das energiesparende Bluetooth LE zum Einsatz kommt. Und das iPhone ermittelt seine Position ja sowieso permanent im Hintergrund. Von daher kommt also auch keine zusätzliche Belastung auf den eingebauten Akku im Telefon zu.

Im Auge behalten

Zukünftig werde ich öfter meine OM-1 mit dem iPhone koppeln und die GPS-Daten per Bluetooth in die Kamera übertragen lassen. So werde ich weitere Erfahrungswerte mit der direkten Kopplung von OM-1 und iPhone sammeln und euch auf dem Laufenden halten können. Für längere Ausflüge wird jedoch zunächst weiter parallel auf meinen bewährten externen GPS-Tracker zurückgegriffen werden. Sicher ist sicher. 🙂

Update [07.05.2022]

Inzwischen habe ich bei mehreren Gelegenheiten die GPS-Koordinaten während der Aufnahmen direkt vom Smartphone in die Fotos der OM-1 schreiben lassen, mit OI.Share. Auch bei Ausflügen über mehr als 3 Stunden war dabei kein bemerkenswerter Strombedarf festzustellen. Weder im Smartphone noch in der Kamera. Auf dem Smartphone verbrauchte OI.Share weniger Strom als das gleichzeitg laufende myTracks. Läuft also insgesamt offenbar einwandfrei und mit vertretbarem (Strom)Aufwand.

8 Kommentare

  1. Hallo Dieter,

    unter Windows gibts ja das Programm „Geosetter“, kann Exif-Daten der Bilder mit GPX- (Track-) dateien aktualisieren, so daß der Aufnahmeort dann in der Bildinformation gespeichert ist. Ziemlich flexibel, wenn z. B. die Aufnahmezeit und die im der Trackdatei gespeicherte Zeit nicht vorher synchronisiert war, kann man diesen Versatz korrigieren. Der Programmierer Friedemann Schmidt hat gute Arbeit geleistet!
    Die App OI.Track unter Android gefällt mir nicht so, ist etwas sperrig in der Bedienung, vielleicht ist sie ja auf dem iPhone besser implementiert. Speichert leider nicht im GPX-Format direkt, so daß die Datei später umgewandelt werden muß. Auch nachträgliche Synchronisation aufgezeichneter Tracks mit der Kamera (in meinem Fall die E-M5 Mk 2) ist schwierig.

    Übrigens: für die fotophonie hätte ich noch einen Themenvorschlag: Optischer Sucher und Brillenträger – wie arbeitet ein Profi? Mit meinen 4 Dioptrien kann ich ja noch den Fokus gerade so einstellen, daß ich ohne Brille im Sucher scharf sehe, bin aber dann live fast blind. Wird dann ja auch eine Frage der Geschwindigkeit, Brille hoch – Brille runter usw.
    Vielleicht trifft man sich ja mal in Zingst?

    1. Hallo Bernd,

      vielen Dank für Deine Ergänzung und Rückmeldung zu meinem Artikel. Falls ich mal meinen Wintec WBT-202 nicht benutze um einen Track aufzuzeichnen, verwende ich gegebenenfalls „myTracks“ auf dem iPhone oder der Apple Watch. Das schreibt direkt GPX Daten in meinen iCloud-Speicher. Bevor ich nach Hause komme sind die fertigen Track-Daten dann sogar schon auf dem Rechner, auf dem ich die Bilder in LrC importiere. Lightroom ist auch in der Lage einen zeitlichen Versatz bei den Zeitstempeln auszugleichen und die Bilder dann den passenden Koordinaten im GPX-Track zuzuweisen.
      Mit OI.Track habe ich keine Erfahrung. Ich glaube sogar, diese App wurde neulich auslaufen gelassen und deren Funktion ist in OI.Share integriert worden. Die Track-Aufzeichnung und Positionszuweisung durch OI.Share hatte mich bisher nicht interessiert, da sie mit den Kameras vor der OM-1 wohl auch nur im Nachgang möglich war. Mit der OM-1 geht das jetzt aber in dem Moment, in dem ich auf den Auslöser drücke. Es entsteht dabei also keine zusätzliche Nacharbeit bezüglich der GPS-Daten vorm oder während des Importierens der Bilddaten. Das ist für mich der große Knackpunkt, warum ich überhaupt nochmal einen Versuch mit OI.Share und GPS-Daten angefangen habe. 🙂

      Das Problem mit Brillen (besser gesagt der Alterssichtigkeit, aka Akkomodationsschwäche) und dem optischen Sucher kenne ich selbst allzu gut. Es hatte sich zunächst durch eine gute Gleitsichtbrille mildern lassen und dann nochmal etwas mehr durch den Umstieg auf den elektronischen Sucher. Die integrierte Sucherlupe/Ausschnittvergrößerung und das Fokus-Peaking der OM-D und OM-1 Kameras ist auch eine hilfreiche Wohltat.

      Gerne können wir uns in Zingst treffen. Allerdings leider nicht dieses Jahr. Aber für 2023 habe ich einen Besuch dann wieder in Planung.

      Herzliche Grüße
      Dieter

      1. Hallo Dieter
        Was macht man wenn man mit mehr als einer Olympus unterwegs ist, aber nur ein Handy hat?
        Tschüß
        Hugo Fössinger

        1. Hallo Hugo,

          dann hilft meines Wissens nur einen externen GPS-Tracker mitlaufen lassen (z.B. Wintec WBT-202), die GPS Daten auf den Rechner laden, zu GPX konvertieren und die Inhalte der Speicherkarten beider Kameras auf den gleichen Rechner zu kopieren (in je einen eigenen Unterordner). Dann den übergeordneten Ordner in LrC importieren (Unterordner einlesen aktivieren) und dann in LrC im Kartenmodul den zuvor gespeicherten GPX-Track einlesen und allen soeben importieren Fotos automatisch zuordnen lassen.

          1. Hallo Dieter
            Ich hab kein LrC, ich hab das bisher mit Geosetter gemacht, hat super geklappt. Hat die GPS-Daten in die EXIF geschrieben und ACDSee hatte dann auch direkt ne aktualisierte Karte mit den GPS-Punkten angezeigt.Geosetter kann jedoch mit den Bildern aus der OM-1 nichts anfangen, bringt ne Fehlermeldung.
            Verwendest Du ne OM-1, ansonsten würde ich Dir gerne ein Bild daraus zusenden, (per transferXL) mit der Bitte das zu testen.

          2. Hallo Hugo,

            ok, verstehe Dein Problem. Eine OM-1 habe ich selber zur Hand, aber weder Geosetter noch ACDSee. Ich arbeite ausschließlich mit macOS. Aber schreib doch einfach mal den Macher von Geosetter an. Ich könnte mir vorstellen, er interessiert sich für Deine Fehlermeldung und würde auch eine Abhilfe einprogrammieren.

            Herzliche Grüße
            Dieter

    2. Hallo Bernd
      Den Geosetter verwende ich auch schon lange Zeit und hat mir bisher auch sehr GUTE Dienste erwiesen. Jetzt hab ich die neue OM-1 und Geosetter kann die GPS-Daten NICHT eintragen, bringt ne Fehlermeldung.
      Ich kann gerne ein Bild aus der OM-1 zur Verfügung stellen.

  2. Hallo Dieter,
    sehr schöner Artikel und gut zu Wissen, dass sich der Stromverbrauch in Grenzen hält und die GPS Daten auch die richtigen Orte aufzeichnet.
    Michael

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